Kaspar Scholemann ist aktiv in der LINKEN Köln (Innenstadt-Rodenkirchen) und ehemaliger Bundesgeschäftsführer von Linksjugend solid.

Trotz zahlreicher Bemühungen ist unsere Partei in den letzten 10 Jahren von fast 80.000 auf gut 60.000 Mitglieder geschrumpft. Sie verliert zudem kontinuierlich Arbeitnehmer und leidet unter einer hohen Fluktuation. In diesem organisationspolitischen Workshop werfen wir daher einen Blick auf die langfristige Mitgliederentwicklung und fragen nach den unterschiedlichen Motiven und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für eine aktive und passive Parteienmitgliedschaft. Wir vergleichen Organisationsformen von Parteien und Sammlungsbewegungen aus dem In- und Ausland und debattieren über mögliche Konsequenzen von der Kreis- bis zur Bundesebene.

 

Bericht aus der Veranstaltung

Anhand zahlreicher Zahlen und Fakten stellte Kaspar Scholemann dar, in welchen Bereichen DIE LINKE Defizite in ihrer Mitgliederstruktur und -entwicklung habe. Trotz gewisser Zuwächse zuletzt hat die Partei insgesamt im Vergleich zu ihrer Gründungszeit Mitglieder verloren. Dieser Prozess setzt sich weiterhin fort, nicht zuletzt aus biologischen Gründen. Die Altersstruktur ist sehr ungleichmäßig: Die größten Anteile haben bei uns SeniorInnen und StudentInnen, wogegen wir in den Gruppen der Erwerbstätigen eher schwach vertreten sind. Ein entscheidender, wenngleich nicht der einzige Grund ist laut Scholemann eine dringend reformbedürftige Beitragstabelle, die Mitglieder bereits ab relativ geringen Einkommen überproportional belastet, auch und gerade wenn man es im internationalen Vergleich mit anderen linken Parteien betrachtet, die meist nur einen Bruchteil des Betrags verlangen. Weitere Defizite seien u.a. unzureichende direktdemokratische Beteiligungsmöglichkeiten für Menschen mit begrenzten zeitlichen Ressourcen für politisches Engagement; eine wenig einladende Parteikultur, mit einer Sprache und Strukturen, die Berufstätigen und weniger politisch Informierten Menschen den Zugang zur und die Beteiligung in der Partei erschweren; und nicht zuletzt auch ein Mangel an Angeboten schlichter Geselligkeit und lockerem Austausch. All dies gehe letztlich an der realen Motivationsstruktur der Menschen zum Parteibeitritt vorbei.

Die Diskussion drehte sich insbesondere um Ideen und Vorschläge für praktische Verbesserungen, etwa eine Überarbeitung der Beitragstabelle, abgestufte oder andere Formen der Mitgliedschaft, mehr Wertschätzung des freiwilligen Engagements, Vereinfachung der Sprache in Parteidebatten oder die Möglichkeiten der Stärkung der Basismitgliedschaft.

Roman Veressov