• Heinz Hillebrand ist Historiker und Mitglied im Bundessprecher*innen-Rat der SL.
  • Doris Achelwilm ist Sprecherin für Gleichstellungs-, Queer- und Medienpolitik der LINKEN im Bundestag.

In der „Kritischen Bildungselite“ hatte die LINKE bei den Bundestagswahlen einen Stimmenanteil von 32 %. Wir wollen uns auf der Veranstaltung sowohl mit der sozialen Zusammensetzung dieses vor allem urbanen Milieus, als auch mit seinen politischen Vorstellungen beschäftigen. Klassengesichtspunkte und der Zusammenhang zwischen Klassen- und Identitätspolitik sollen ebenfalls eine Rolle spielen.

 

Bericht aus der Veranstaltung

Der Begriff der „Kritischen Bildungselite“ stammt aus einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung, in der die Wählerschaft in neun Segmente unterteilt wird. Zur Kritischen Bildungselite gehören 9% der wahlberechtigen Bevölkerung. Es handelt sich hierbei um das linksliberale und linksradikale Milieu vor allem der Großstädte. Hier ist DIE LINKE mit 31% stärkste Partei.

Über die Kritische Bildungselite diskutierten Doris Achelwilm, MdB aus Bremen, wo diese Gruppe besonders stark ist, und Heinz Hillebrand, Mitglied des BSR der SL. Doris Achelwilm berichtete, dass es bei den Europawahlen, keinen Austausch mit AFD gegeben habe, was typisch für diese Wähler*innen-Gruppe ist. Relativ guten Ergebnissen in Szene-Vierteln stehen geringere Ergebnisse in sozialen Brennpunkten gegenüber. Heinz Hillebrand berichtete, dass es in NRW bei den Bundestagswahlen Stagnation und Verluste in den klassischen Industrieregionen gegeben habe. In der klassischen Arbeiterklasse und unter Arbeitslosen gab es Abwanderungen ins Nichtwählerlager und in geringerem Umfang an die AFD. In den Industriestädten an Rhein und Ruhr, die fast alle auch Unistädte sind, habe die Kritische Bildungselite noch für ein akzeptables Ergebnis gesorgt. In der Diskussion wurde auch die Unterschiedlichkeit dieser Gruppe, die überdurchschnittlich in (Dienstleistungs-) Gewerkschaften organisiert sind, betont. Sie vereint sowohl prekär beschäftigte junge Akademiker*innen als auch gut situierte Führungskräfte aus Schulen und dem öffentlichen Dienst.

Für eine verbindende Klassenpolitik, die die Kritische Bildungselite mit „Old Labour“ verbindet, seien die Chancen eigentlich nicht schlecht, darüber bestand in der Veranstaltung Einigkeit. Vor allem die Realität selbst, z.B. in der Mietenfrage und der Gesundheitsversorgung, begünstige Bündnisse. So würde der Focus von Milieufragen auf Fragen der gesamten Klasse gelenkt.

Heinz Hillebrand